Es gibt eine unschöne Erfahrung in Bezug auf Windows 10 zu teilen, die insbesondere für Admins von Windows-Netzwerken interessant sein dürfte. Und zwar habe ich festgestellt, dass es ein Problem mit servergespeicherten Profilen bei Windows 10 gibt: Statt nur den Roaming-Ordner auf dem Server zu speichern, wird der gesamte Profilordner kopiert.
Meine Umgebung, in der das passiert ist:
- Windows 10 Pro 64bit (Upgrade von Windows 8.1 Pro 64bit via Microsoft Media Creation Tool)
- Active Directory Domäne (2x Windows Server 2012)
- Speicherung der Profildaten nicht auf einem DC, sondern via DFS auf einem anderen Windows 2012 Server.
- GPOs definieren, welche zusätzlichen Ordner nicht auf dem Server gespeichert werden sollen. Profilgröße ist beschränkt.
Das Problem trat ziemlich genau zu dem Zeitpunkt auf, nachdem ich das Upgrade auf Windows 10 durchgeführt hatte. Zunächst blieb es unbemerkt, erst nach einigen Tagen fand mein Virenscanner auf dem Fileserver eine verdächtige Datei (allerdings „false positive“), deren Pfad mich stutzig machte, da es diesen Pfad im servergespeicherten Profil so nicht geben dürfte:
Host: FILESERVER Benutzer: Datum: 18.08.2015 17:59:47 Datei: X:\profiles\mein.username.V5\AppData\Local\Microsoft\OneDrive\{adbb38a2-1828-4661-89a0-f8fc3812b2a3}.tmp Infektion: Gen:Trojan.Heur2.JP.yu2@aKqhV1pi (Engine A) Status: Virus gefunden
Da AppData\Local
eigentlich nicht auf dem Server gespeichert werden sollte, habe ich mir das mal genauer angesehen und festgestellt, dass nicht nur das Local-Verzeichnis komplett, sondern auch das LocalLow gespeichert wird sowie alle in den GPOs definierten Ausnahmen ignoriert werden. Es wird also das komplette Benutzerverzeichnis auf den Server kopiert. Da hilft auch nicht mal eine Beschränkung der Profilgröße. Mein Profil ist dank Outlook Cache, Temporären Dateien und verschiedensten lokalen Anwendungsdaten (Browsercache, Spotify-Cache usw.) rund 36GB groß. Diese 36GB finden sich auch im servergespeicherten Profil (mein.username.V5 – Microsoft hat den Benutzerprofildienst mit Windows 10 auf Version 5 gebracht).
Natürlich kann man hingehen und die Daten manuell wieder vom Server löschen. Notfalls auch ein Script schreiben, welches regelmäßig diese Platzverschwendung prüft und die Dateien löscht. Es ging bisher gut. Offenbar besteht das Problem also nur in eine Richtung: Client zu Server. Meistens tritt das Problem dann nicht wieder sofort auf, sondern erst nach ein paar Tagen bzw. Herunterfahr-Vorgängen.
@echo off ver | findstr /i "Version 10\." > nul IF %ERRORLEVEL% EQU 0 goto CLEANUP exit :CLEANUP if exist \\company.intern\profiles\%USERNAME%.V5\AppData\Local rd \\motor-talk.intern\profiles\%USERNAME%.V5\AppData\Local /s /q if exist \\comapny.intern\profiles\%USERNAME%.V5\AppData\LocalLow rd \\motor-talk.intern\profiles\%USERNAME%.V5\AppData\LocalLow /s /q exit
Das Script ist eine ganz simple Batch. Es löscht stumpf die Ordner, nachdem es überprüft hat, ob sie existieren. Es kann sein, dass manche Ordner nicht gelöscht werden können, weil sich darin Dateien befinden, deren Namen zu lang sind und somit nicht über diese Methode zu löschen sind. Passiert ist mir das nur bei wenigen Cache-Dateien vom Windows Store, Microsoft Edge und Google Chrome. Es sind dabei nur wenige MB, die dann übrigen bleiben, also nicht so tragisch.
Ich habe mich nach Bemerken dieses Problems und einer erfolglosen Google-Recherche erstmal an die Microsoft Technet Community gewendet, wo man aber auch nicht weiter wusste: https://social.technet.microsoft.com/Forums/de-DE/9b809e54-54a6-4a75-ad7f-3c401fad6acb/windows-10-roaming-profile-in-addomain?forum=win10itprogeneralDE
Nachdem es das erste Mal nach einigen Neustart-Vorgängen behoben schien, dachte ich, das Problem hätte sich von selbst irgendwie gelöst. Als es nach ein paar Tagen aber wieder auftrat, musste ich mich wieder mit dem Problem beschäftigen. In den Windows Ereignislogs ist kein Fehler oder wenigstens eine Warnung zu finden, anhand dessen man die Ursache eingrenzen könnte. Eine erneute Google-Recherche brachte mir einen Hinweis, dass ich doch nicht der Einzige bin, dem das passiert. Und dass möglicherweise Corel Paint Shop Pro irgendwas damit zu tun haben könnte. Dies hatte ich tatsächlich installiert, aber das Problem trat auch auf, nachdem PSP schon längst deinstalliert war. Ebenso fand ich Hinweise auf KB3081438 und KB3081444. Beide Patches habe ich aber bereits installiert und es hat nichts geändert.
Glaubt man einem anderen Forenbeitrag in der Technet Community, ist das Problem Microsoft inzwischen bekannt, aber die Ursache noch nicht gefunden:
This case seems to be a known issue.
(…)
The root cause is unknown.
Bis eine Lösung gefunden ist, bleibe ich an dem Problem dran, da es mich ja auch selbst betrifft und es durchaus ein Hindernis ist, Windows 10 im Unternehmen zu verteilen. Updates werden dann hier im Artikel erscheinen.
Update 16.12.2015: Wie es aussieht, wurde mit dem Update 1511 das Problem behoben. Dafür gibt es nun ein neues: Microsoft Edge stürzt direkt beim Start ab. Es gibt offenbar bereits Workarounds (siehe auch Kommentar von rd4711):
- https://social.technet.microsoft.com/Forums/en-US/fd436515-6423-4015-9afe-d7e6034909ab/windows-10-threshold-2-edgesearch-issues-for-domain-joined-pcs?forum=win10itprogeneral
- https://social.technet.microsoft.com/Forums/en-US/4d43cf85-46a6-4d99-9e13-f79ba907de89/microsoft-edge-will-not-start-after-installing-november-update?forum=win10itprogeneral
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